· 

Auf dem Hurtigrutenschiff


26. August.

 

Nach einer kurzen Nacht sind wir bereits um 4:30 Uhr aufgestanden, haben unsere sieben Sachen zusammen gepackt und sind mit den Radel zum Hafen gefahren. Da ist sie nun im Hafen von Honningsvag, die Hurtigrute Kong Harald, mit der wir nach Bergen reisen dürfen. Namensgeber dieses Schiffes ist der norwegische König Harald V.

 

Hurtigrute bedeudet soviel wie „schnelle Route“ und ist die Bezeichnung für die traditionelle norwegische Postschifflinie, die seit 1893 die Orte der über 2700 Kilometer langen norwegischen Westküste verbindet. Heute fahren die kombinierten Fracht-und Passagierschiffe die norwegische Küste zwischen Bergen und Kirkenes in sechseinhalb Tagen ab, zurück braucht das Schiff dann fünfeinhalb Tage.

 

Die Schiffe der Hurtigruten verkehren nach einem festen Fahrplan. Jeden Tag zur selben Zeit läuft ein Schiff von Bergen aus und erreicht nach zwölf Tagen wieder den Ausgangshafen. Für die auf der Linie angelaufenen Häfen, vor allem für jene in Nordnorwegen, stellt die tägliche Ankunft des Hurtigruten-Schiffes eine feste Größe im Tagesablauf der Bewohner dar; selbst vorübergehende Änderungen der Abfahrtzeiten der Schiffe – oder gar der Ausfall eines Schiffes – sind den lokalen Medien eine ausführliche Meldung wert.

 

Das schöne Schiff ist 122 Meter lang und 19 Meter breit. Es hat eine Kapazität von 600 Passagieren auf sechs Decks. An Bord gibt es ein Restaurant, ein Bistro, eine Bar, einen Souvenirladen, mehrere Aufenthaltsräume, den Panoramasalon auf Deck 7, sowie einen kleinen Fitnessraum (mit zwei Velos). Hinten auf Deck 6 befindet sich ein „Outdoor-Jacuzzi. Unsere Kabine ist auf Deck 6 und hat ein Panoramafenster.

Natürlich hat es nicht die Luxusausstattung wie ein Kreuzfahrtschiff, dafür hat es viel mehr Charme und vermittelt einem eine Brise Nostalgie.

 

Wir beziehen unsere Kabine und richten uns gemütlich ein. Anschliessen nehmen  wir den Panoramasalon in Beschlag, wir sind ganz alleine, die Leute sind alle nach am schlafen.  Endlich ist das Frühstücksbuffet eröffnet, wir geniessen es gleich doppelt, denn wir können uns heute unendlich viel Zeit lassen. Es ist wirklich zum geniessen, du fährst auf dem Meer, siehst die Berge an dir vorbei ziehen, es ist fast wie auf dem Fahrrad!

Heute Abend fahren wir in Tomsø ein und dann führt der Weg über die Lofoten.

 

Erkenntnis des Tages: Hurtig ist Berndeutsch und bedeutet schnell.


Hurtigrutenschiff Finnmarken
Hurtigrutenschiff Finnmarken
Tromsö Eismeerkathedrale bei Nacht
Tromsö Eismeerkathedrale bei Nacht
Eine der unzähligen Brücken
Eine der unzähligen Brücken

27. August.

 

Wir haben beide sehr gut geschlafen. In unserer Kabine hören wir praktisch nichts, nur wenn das Schiff im Hafen anlegt spüren wir ein leises ruckeln. Der nette junge Mann an der Reception hatte für uns schon die Kabine im dritten oder vierten Deck eingteilt. Nachdem ihn Greti sehr, sehr nett und lieb 🥰🥰 angeschaut hatte, änderte er seine Meinung und er reservierte uns die Kabine im sechsten Deck. (Fast wie im siebten Himmel)  Wir stehen um 8 Uhr auf und geniessen das Frühstücksbuffet.

Anschleissend besuche ich den jungen Mann an der Reception und schenke ihm als Dank für die Kabinenumbuchung ein neues Schweizer Sackmesser. Er kann es kaum glauben und sagt immer wieder very nice, very nice. Nun stehe ich bei ihm ebenfalls sehr, sehr hoch im Kurs. 🥰

 

Es ist für uns ein spezieller Tag, denn die Reise führt mehr oder weniger unserer Fahrradroute entlang auf die Lofoten. Harstad, Sortland, Stokmarknes und Svolvaer sind die Stationen. Wir unterqueren mit dem Schiff einige Brücken, die wir mit unseren Velos überquert haben. Es ist ein tolles Gefühl, all das nochmals zu sehen und es ist einfach schön. Die Erinnerungen an die verschiedenen Passagen sind uns gleich wieder präsent.
Heute Nachmittag ist das Schiff in den bekannten Trollfjorden gefahren. Das ist der schmale Fjord mit den hohen und steilen Bergen rechts und links, der auf vielen Postkarten und Prospekten zu sehen ist. Es ist wirklich sehr eindrücklich, obwohl die Berge heute zum Teil in Wolken gehüllt sind. Weiter geht die Fahrt an den markanten Bergen der Lofoten vorbei, bevor es dann in der Nacht wieder Richtung Bodø geht. Zum Dinner gibt es ein gediegenes Buffet und es schmeckt wieder sehr köstlich.


Hier sind noch einige Zahlen zu unserer Nordkap-Tour: Die Radstrecke betrug knapp 4.000 km, wir haben 21 Mal die Fähre benötigt und einmal die Bahn. Wir waren in 49 Tagen während 244 Stunden im Sattel, haben jedes ca. 100.000 kcal verbrannt und rund 24.000 Höhenmeter überwunden.

 

Übrigens wer nun meint, unser Allerwertester sei ein Ledersessel, den man in zwei Wochen bei Möbel Siegenthaler kaufen kann, der hat sich getäuscht. Immer noch zart wie ein Baby-Popo, dank dem täglichen einschmieren von spezieller Gesässcreme. Während unserer Tour hatte ich zwei Platten, eine Schraube am Gepäckträger hat sich gelöst, sonst nichts. Es hat sich tatsächlich gelohnt, ein super Fahrrad zu kaufen und dafür etwas Geld auszugeben. Das war die Basis für den reibungslosen Verlauf. Das wichtigste jedoch, wir sind bis jetzt beide unfallfrei und ohne Krankheit durchgekommen.

 

Erkenntnis des Tages: Bei Grosis Charme erliegen auch junge Männer.


Ausflugsschiff fährt zum Trollfjord
Ausflugsschiff fährt zum Trollfjord
Einfahrt in den Trollfjord
Einfahrt in den Trollfjord

28. August.

 

Tag drei auf der Hurtigrute und es ist immer noch sehr schön und abwechslungsreich. Wir sind um 8 Uhr aufgestanden und geniessen das Frühstück. Also beim Frühstück haben wir die Menge noch nicht reduziert, wir geniessen es weiterhin im vollen Umfang. Um 9.15 Uhr haben wir wieder den Polarkreis überquert und es geht immer Richtung Süden, wieder langsam nach Hause. Es ist sehr schön, dass wir unsere Reise so gemütlich abschliessen können, aber natürlich freuen wir uns sehr auf zu Hause, auf unsere Familie und alle Freunde und Bekannten. Der heutige Tag steht wieder ganz im Zeichen unserer Radtour, denn die Fahrt der Kong Harald verläuft auf unserem Weg, einfach in die andere Richtung und auf dem Wasser. Könnt ihr euch noch an die Bergkette die sieben Schwestern erinnern? Oder den Torghatten, den Berg mit dem Loch in der Mitte des Berges, heute sind wir daran vorbei gefahren. Der Kapitän fährt extra einen Schlenker, damit wir das Loch sehen können.

 

Am Abend findet das Kapitän-Dinner statt, es ist fast wie in der Fernsehserie Traumschiff. Die ganze Crew ist zum Abendessen anwesend, der Kapitän hält eine kurze Ansprache, es gibt eine grüne Erbsensuppe, ein Kabeljaufilet und zum Dessert eine Clace in einem Art Cake eingebacken. Das Essen ist natürlich typisch norwegisch, es wird sehr auf Produkte aus der Region geachtet.

 

Auf dem Schiff werden sehr viele Ausflüge angeboten, auch Vorträge über das Land kann man besuchen.

Warum sind so viele Häuser in Norwegen rot? Dies seien vor allem die Bootshäuser, Lagerhäuser, Ställe und zum Teil auch Wohnhäuser, denn die rote Farbe war früher die billigste Farbe und darum habe es so viele rote Häuser. Interessant.  Wir haben die Norweger als eher zurückhaltende, aber sehr freundliche und hilfsbereite Menschen erlebt. Ist Norwegen teuer? Das Preisniveau ist mindestens auf gleicher Höhe wie in der Schweiz, extrem teuer ist hier der Alkohol. Für ein Glas Bier zahlt man locker CHF 11 und auch der Wein ist sehr teuer. Der Kaffee wird meistens aus so Kannen serviert und ist nicht besonders gut, oder auf jeden Fall erreicht er nicht den Level wie der aus unseren Kaffeemaschinen.

 

Erkenntnis des Tages: Bier und Wein trinken wir wieder zuhause.


Die sieben Schwestern, diesmal vom Schiff aus
Die sieben Schwestern, diesmal vom Schiff aus
Brønnøysund der geografische Mittelpunkt Norwegens
Brønnøysund der geografische Mittelpunkt Norwegens
Torghatten der Berg mit dem Loch
Torghatten der Berg mit dem Loch

29. August.

 

Das Frühstück geniessen wir  in aller Ruhe im Hafen von Trondheim. Viele Passagiere sind in die Stadt ausgerückt und nehmen an den verschiedenen Ausflügen oder der Stadtbesichtigung teil. Wir aber bevorzugen das Zmorgä, schliesslich waren wir vor einem Monat hier und haben das Wichtigste gesehen.

Ich besuche gerade einen Vortrag über die Entstehung der Fjorde und über die Geographie Norwegens, da kommt plötzlich eine Lautsprecherdurchsage vom Kapitän, es sind Orcas in Sicht.

Alle verlassen den Saal, eilen zur Reling und wollen die Walfische sehen. Das Schiff verlangsamt das Tempo und tatsächlich sehen wir die schönen Tiere, wie sie auf und wieder abtauchen. Orcas leben in festen Familien die ein Leben lang zusammen bleiben, Kinder, Enkel, Großeltern, Tanten. Diese Familien nennt man Schulen oder Pods. Obwohl Orcas eigentlich Delfine sind und eher ihrer Größe wegen als Wale betrachtet werden, sind sie für uns ohne Frage die mit Abstand beeindruckendsten Wale überhaupt.

 

Nachmittag, draussen ist es trüb, was macht man da? Greti hat ein Buch vor den Augen, ich suche mal das Fitnesscenter auf dem Schiff auf. Was, ich bin schon ganze vier Tage auf der faulen Haut gelegen. Mal schauen was der Hometrainer so hergibt; ja das ist schon gar nicht schlecht, radfahren und dazu der Blick auf das Meer. Nach 20 Minuten ist Schluss, ich wechsle auf das Laufband, schliesslich bin ich schon über zwei Monate nicht mehr in der Gegend herumgerannt. Wegen dem relativ hohen Wellengang, schletzt es mich fast vom Laufband. Das ist gut so, rede ich mir ein, das schult das Gleichgewicht, nach 20 Minuten ist auch dieser Test bestanden, ob ich morgen wohl Muskelkater habe?

Nach dem Duschen ein Bierchen ist immer gut, aber was soll das? Ich schwanke in der Kabine herum, als ob ich schon drei, vier Grosse hinter die Binde gekippt hätte. Das Gefühl im Magen war auch schon besser, noch Seekrank werden, das hätte mir gerade noch gefehlt. Vorbeugen ist besser, Bier öffnen, Apero genehmigen und nichts anmerken lassen. Im schlimmsten Fall hätte ich noch einen Rest von Sommer Hanses Schnaps im Flachmann, der hilft in jedem Fall. Tatsächlich, die kurze Unwohlsein-Phase ist vorbei und zum Nachtessen ist der Magen wieder fit.

.

Erkenntnis des Tages: Der Mann braucht zwischendurch Bewegung.


Orcas in Sicht
Orcas in Sicht
Kristiansund, liegt auf drei Inseln
Kristiansund, liegt auf drei Inseln
Molde bei Nacht
Molde bei Nacht
Im Fussballstadion findet gerade ein Spiel der Europa League statt
Im Fussballstadion findet gerade ein Spiel der Europa League statt

30. August.

 

Unsere Tour durch den Norden ist wirklich reibungslos verlaufen. Vielleicht hat es den Eindruck erweckt, dass wir etwas schnell unterwegs sind und zu wenig Zeit für sonstiges aufgewendet haben. Es war für uns anspruchsvoll einen idealen Mix zwischen Sightseeing, Kaffeetrinken, Radfahren und Ausruhen zu finden. Das Hauptziel war das Erreichen des Nordkaps, und dem haben wir alles andere untergeordnet. An den grossen Touristenorten könntest du alle 500 Meter ein Bier trinken, in ein Kaffee einkehren, oder wenn du jede Sehenswürdigkeit anschauen möchtest, kommst du kaum vom Fleck. Auf jeden Fall hat es für uns gestimmt, und wir haben auch so sehr viel gesehen. Unser grosser Traum war es nach dem Erreichen des Nordkaps die Rückreise mit der Hurtigrute antreten zu dürfen. In der Sommersaison sind die Schiffe fast alle ausgebucht, und von daher war der spätere Start zu unserer Tour ideal um kurzfristig eine Kabine zu buchen. Auch anderweitig haben wir viel von der Nachsaison provitieren können.

 

In der Nacht stürmte es stark, das Schiff schaukelte und wir sind darüber erwacht. Am Morgen kommt die Lautsprecherdurchsage der Wind bläst bis 100 Stundenkilometer stark. Wenn das Schiff geschützt durch vorgelagerte Inseln fährt, gleitet es ruhig dahein, ist es dem offenem Meer ausgesetzt schaukelt es auf den drei bis vier Meter hohen Wellen beträchtlich.

Einmal ist auch die schönste Schiffsreise der Welt, wie es im im Reiseführer Lonely planet heisst, zu Ende.

Nach dem Verlassen des Schiffes, schifft es, wir sind in Bergen angekommen. Die Stadt ist mit ca. 2500 mm Niederschlag an rund 250 Regentagen im Jahr die „regenreichste Großstadt Europas“. Das ist die Aussage eines Einheimischen auf dem Schiff.

 

Obschon wir den Zug von Bergen nach Oslo schon lange zum voraus gebucht haben, war zum damaligen Zeitpunkt kein Platz mehr frei für unsere Pferdchen. Leute zu transportieren ist für die Bahn meistens kein Problem, mit Fahrrädern ist das eine andere Sache, das haben wir schon zur Genüge erlebt. Der früheste Zug, der unsere Velos mitnimmt, fährt erst am Montag. Die gute Nachricht, wir haben jetzt zwei Tage Zeit Bergen anzuschauen. Zu diesem Zweck haben wir ein Basislager im Magic Hotel Solheimsviken eingerichtet.

 

Erkenntins des Tages: Bergen ist umgeben von Bergen und es hat Regen.


Einfahrt in den Hafen von Bergen bei Regenwetter......
Einfahrt in den Hafen von Bergen bei Regenwetter......
...und die Aussichten sind nicht besser.
...und die Aussichten sind nicht besser.

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Hans u Ruth (Samstag, 31 August 2019 21:55)

    Hallo ihr zwei
    Eifach äs riise grosses dankeschön öich zwöine für dä mega interessant u mängisch o chli witzig reiseblog. wär die nid gläse het, het würklech öppis verpasst. mir hoffe dases no chli witter geit. wünsche öich no viu schöns wätter, vor auem wes mit der isebahn vo bergen nach oslo geit. mir si die strecki 1987 gfahre, isch ä troum gsi.
    mir wünsche viu viu schöns uf der heireis.
    gruess us thun

  • #2

    Antoinette (Sonntag, 01 September 2019 00:31)

    hei, de chrüze mir nis auä, mir fahre am Mänti mitm Zug vo Oslo uf Bergen! De luege mer zum Fänschter use. Viel Spass in Bergen

  • #3

    Gerber Bruno (Sonntag, 01 September 2019 21:03)

    Wir gratulieren euch zu eurer super Leistung! Vielen Dank für den interessanten und kurzweiligen Reiseblog und die super tollen Bilder.
    Wir wünschen euch noch eine schöne und gemütliche Heimreise.
    Hoffentlich sehen wir uns wieder einmal im Berner Jura!
    Liebe Grüsse Bruno und Rahel von Mont-Tramelan

  • #4

    Lisi (Montag, 02 September 2019 00:04)

    Schön das dir öii Velo Reis ou no vom Schiff us chöit gniesse!! Danke für die schöne Bilder u der intresannt u luschtig Bricht �Ganz e gueti schöni Heireis öich zwöi � ��

  • #5

    fritz u Margrith (Mittwoch, 04 September 2019 21:27)

    hei super öie bricht vo dere intressante reis. Mir hei jede satz gnosse, luschtig u intressant hesch gschribe mit sehr schöne biudli derzue. Merci viu mou. Vo härze gratuliere mir öich zu dere grosse leischtig u wünsche witer ä unfau freii heireis. Ganz liebi grüess us diessbe